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vom 11.07.2011

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Start / 1871-1918 / Die erste Adresse am Ort

Die erste Adresse am Ort

Gastwirtschaft in Dändorf
Die wohl erste Gastwirtschaft in Dändorf, die es im Übrigen auch noch heute gibt, entstand 1877 in der Büdnerei 41 (Dorfstraße 15). Damaliger Inhaber und Betreiber war August Voß.

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- Am Wiesengrund - 2010

Der ehemalige Steuermann August Voß aus Dierhagen verfügte offensichtlich über einen weit reichenden guten Leumund, sprachen sich doch 26 Dändorfer, darunter der Schulze, der Müllermeister, 3 Erbpächter und 16 Schiffer in einem Schreiben an das Großherzogliche Amt in Ribnitz dafür aus, ihm die Gründung eines Gasthauses im Dorf zu gestatten. Hier sollte „jedermann, sowohl Fremde als Einwohner jede Art von Getränken verabreicht werden können“, denn „schon seit längerer Zeit hat man den allgemeinen Wunsch geäußert, hier in Dändorf eben solch schönes Gasthotel zu besitzen wie in den umliegenden Seedörfern Dierhagen und Wustrow“ (Quelle: Amtsmann Schlettwein, Ribnitz 1914)
Der Antrag wurde positiv beschieden. In den kommenden Jahren erfuhren die Gebäude der ehemaligen Büdnerei 41 nunmehr ständige Änderungen.

In Erweiterung als Pension wurde in den Jahren zwischen 1902 und 1908 das Dachgeschoss vollständig um- und ausgebaut. Der Saalanbau für Tanzveranstaltungen und später Kino wurde noch vor 1883 errichtet. Den Kaufmannsladen hatte schon August Voß im Jahre 1885 im Betrieb. Angesichts der Kubatur des Hauses der heutigen Gastwirtschaft ist es kaum mehr vorstellbar, dass es sich hierbei ursprünglich um eine klassische Schifferbüdnerei gehandelt hat, welche es in der heutigen Dändorfer Dorfstraße noch vielfach gibt.
Die Gastwirtschaft lief gut. Der große Aufschwung kam mit der Entwicklung Dändorfs zum Bade- und Erholungsort ab 1900. Während die Dörfer im Umfeld mit dem Titel Osteseebad aufwarten konnten, warb der Ort mit der “Sommerfrische Dändorf”. Es wird berichtet, dass 1902 erste Badegäste Dändorf für sich entdeckten. Bis Ribnitz mit der Eisenbahn kommend, wurden sie per Dampfer nach Dändorf wie auch in die anderen Badeorte gebracht. Es wurden 2 Ferienkolonien eingerichtet – davon eine im Saal der Gaststätte in der Büdnerei 41. 1903 kommen die ersten „Kolonien“ a. 40 Kinder zur Erholung in die Sommerfrische. Oft verbringen hier Schulkinder aus Berlin ihre großen Ferien. Und im Jahre 1905 wurden bereits 267 Sommergäste gezählt.

Eine Vielzahl der jährlichen Feste lief unter Einbindung der Gastwirtschaft, so das Kappenfest, der Maskenball oder auch das Erntefest. Während der Sommersaison in den Jahren 1952 bis 1966 kamen regelmäßig auch viele Gäste vom Zeltplatz Bollhagen zum Essen, Trinken und zur abendlichen Unterhaltung, oft mit Tanz.
Die Gastwirtschaft Büdnerei 41 hatte im Verlaufe ihres mehr als 130jährigen Bestehens viele Besitzer. Nach August Voss standen u.a. auch Heinrich Hacker, Franz Saß, Erich und Hertha Lewerenz sowie ab 1956 Albert Schipolowski hinter der Theke. Nach Nutzungen durch den VEB Kraftverkehr Plauen als Ferienunterkunft erwarben es 1992 Uwe und Marina Schuldt, welche Gaststätte und Pension wiedereinrichteten und den Namen „Am Wiesengrund“ gaben. Die Namen der Gastwirtschaft wechselten im übrigen oft bereits mit dem Wechsel der Besitzer; so hieß sie zeitweise ganz klassisch „Zur Linde“ oder „Zur Post“.

Guido Keil